#3 aus Liebe

Hätte ich gemacht, was Jesus getan hat? Er hat die Schönheit und Herrlichkeit des Himmels gegen einen Stall getauscht, hat die Anbetung der Engel verlassen und sich mit Mördern abgegeben. Das Weltall war in seiner Hand und jetzt schwamm er im Bauch eines Mädchens.

Wenn Du Gott wärst, würdest Du dann im Stroh schlafen, an einer Brust trinken und Dir Windel anlegen lassen? Ich eher nicht. Aber Jesus hat genau das gemacht.



Er demütigte sich bis aufs Äußerste.

Eben haben ihm noch die Engel gehorcht, schlief er jetzt in einem Futtertrog.

Eben hatte er noch die Sterne in seinen Händen gehalten, jetzt umklammerte er Marias Finger.

Soldaten würden Nägel in die Handflächen schlagen, in denen die ganze Welt gelegen hatte.

Warum?

Weil sich Liebe so verhält. Wer liebt achtet den anderen höher als sich selbst.

Liebe geht auch Umwege. Jesus legte den ganzen Weg zurück, der zwischen der endlosen Ewigkeit und unserer endlichen Vergänglichkeit liegt, um sich mit uns auf eine Stufe stellen zu können.

Als er sah, wie enge es in dem Bauch der Frau war,

hätte er wieder gehen können.

Seine winzigen Händchen,

seine dünne Stimme,

sein hungriger kleiner Magen -

er hätte sich gegen diesen Weg entscheiden können.

Als ihm zum ersten Mal der Stallgericht entgegenschlug,

als er zum ersten Mal in der kalten Nachtluft erschauderte,

als er sich zum ersten Mal blutige Knie holte, nach der ersten Schlägerei mit den Nachbarjungs -

hätte er die Szene einfach wieder verlassen können.

Beim Anblick des Lehmbodens in seinem Elternhaus in Nazareth,

als Josef anfing, ihm Aufgaben zu übertragen,

auch als seine Mitstudenten einschliefen, während ihnen aus seiner über alles geliebten Torah vorgelesen wurde –

zu jeder Zeit hätte Jesus die Möglichkeit gehabt zu sagen: „Mir reicht’s! Was zu viel ist, ist zu viel. Hier gehöre ich nicht hin. Ich gehe heim.“

Aber das tat er nicht.

Er tat es nicht, weil er die Liebe ist.

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