#1 Maria hält Gott in ihren Armen

Alles war ganz normal in jener Nacht, in der er auf die Erde kam.
Jemandem, der an diesem Morgen zufällig an dem kleinen Stall am Ortsrand von Bethlehem vorbeikommt, zeigt sich ein seltsam, rührendes Bild.
Der Stall riecht nicht besser als irgendein anderer Stall. Der Untergrund ist hart, nur notdürftig mit Stroh bedeckt. Spinnweben hängen an der Decke, eine Maus huscht über den schmutzigen Boden.


Ein armseliger Geburtsort.

Neben der jungen Mutter kauert der erschöpfte Vater. Er kann sich kaum wach halten. So lange musste er auf den Beinen sein. Jetzt, wo die Anspannung allmählich nachlässt und er sicher ist, dass es Maria und dem Baby gut geht, lehnt er sich gegen einen Balken und spürt, wie seine Augenlieder schwer werden.

Maria dagegen ist hellwach. Unglaublich jung sieht sie aus! Ihr Kopf liegt auf dem Sattel ihres Esels. Erleichterung, Faszination und Glück drängen die Erinnerungen an den eben erlebten Schmerz in den Hintergrund. Still betrachtet sie das Gesicht ihres Babys. Das ist ihr Sohn. Ihr Herr. Der König. Ein Teenagermädchen in einem stinkenden Stall ist an diesem Morgen weltweit die einzige Person, die mehr ahnen als verstehen kann, wer Gott ist und was er getan hat. Sie kann ihren Blick nicht von ihm wenden. Maria weiß: Sie hält Gott in ihren Armen. Die Worte des Engels klingen in ihren Ohren noch nach: „Sein Reich wird kein Ende haben“ (Lukas 1,33).

Dabei sieht er überhaupt nicht wie ein König aus. Sein kleines Gesichtchen ist rot und zerknittert. Die Händchen halten sich zart an Marias Finger. Er ist vollkommen hilflos auf ihre Versorgung angewiesen.

Himmlische Majestät im irdischen Gewand. Maria streichelt über das kleine Köpfchen des Baby-Gottes. Was für einen weiten Weg hast du zurückgelegt?

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